Die Provinz Kagera im Nordwesten von Tansania und ihre Hauptstadt Bukoba gelten nicht unbedingt als beliebte Reisedestination; das Land ist dünn besiedelt und das Leben einfach. PMU-Mitarbeiter Mario Prast hätte sich noch vor Kurzem nicht träumen lassen, vier Wochen seines Urlaubs in dieser Gegend zu verbringen. Und doch verlebte er den gesamten Monat Juli in Bukoba an der Westküste des Victoriasees.
Langjähriger Rettungssanitäter. Sein anspruchsvoller und fordernder Job als Leiter des Qualitätsmanagements der Paracelsus Medizinischen Privatuniverstät in Salzburg hält Mario Prast nicht davon ab, sich in der Freizeit sozial zu engagieren. Als ehrenamtlicher Rettungssanitäter ist er schon viele Jahre für das Rote Kreuz tätig. Sein diesjähriger Auslandsaufenthalt im Dienste der Menschlichkeit ergab sich aus einem dreimonatigen Unterstützungsprojekt des Landesverbandes Salzburg, der Mitarbeiter/innen der Red Cross Society in Tansania zu Erste Hilfe-Trainern ausbildet. Er nahm sich also Urlaub und flog gemeinsam mit einer Rot-Kreuz-Kollegin von Wien aus über Addis Abeba (Äthiopien) nach Entebbe (Uganda). Von dort ging es mit dem Auto ca. 400 Kilometer und 9 Stunden lang nach Kagera im Nordwesten von Tansania.
Hilfe zur Selbsthilfe. Was war seine Motivation für die Teilnahme an diesem Hilfsprojekt? "Ich wollte meine Erfahrung und mein Wissen weitergeben und den Leuten in Kagera direkt helfen", erzählt Mario Prast. "Der Know how-Transfer befähigt die von uns ausgebildeten Erste Hilfe-Trainer, ihr erworbenes Wissen weiterzugeben und neue Erste Hilfe-Helferinnen und -Helfer kompetent zu schulen. Das ist deshalb so wichtig, weil es in Tansania keinen klassischen Rettungsdienst wie hierzulande gibt." Die Erste Hilfe in Österreich bräuchte nur Minuten zu überbrücken, bis professionelle Hilfe eintrifft. Die ehrenamtlichen afrikanischen Volonteers allerdings müssten in der weitläufigen und dünn besiedelten Provinz Kagera den Patienten mit der Erstversorgung unmittelbar helfen, bis ein Transport – wenn überhaupt möglich, da es keine organisierten Rettungsfahrten gibt – arrangiert werden könne. "Deshalb spart die Erste Hilfe dort – zum Beispiel durch eine vernünftige Wundversorgung – Behandlungskosten und -aufwand und gewährleistet die medizinische Versorgung der Bevölkerung", sagt der 42-Jährige.
Schulung von Erste Hilfe-Trainern. Jeder Kurs des Österreichischen Roten Kreuzes vor Ort dauerte 14 Tage und umfasste 12 bis 15 Teilnehmende. Am Ende mussten die frisch geschulten Trainer einen eigenen dreitägigen Erste Hilfe-Kurs abhalten und eine Prüfung ablegen. Noch immer fasziniert zeigt sich der gebürtige Deutsche von den völlig anderen Lebensverhältnissen und dem sehr unterschiedlichen Zeitmanagement in dem afrikanischen Staat: "Wir haben unsere Art des Lernens außer Acht lassen und die Lehrformen an die dortigen Umstände anpassen müssen. Zum Beispiel steht reiner Wissenserwerb im Vordergrund und der Lernstoff wird weniger bis gar nicht hinterfragt." Mit der Vor- und Nachbereitung außerhalb der Kurszeiten blieb am Abend noch etwas Freizeit, und die Wochenenden nutzten Mario Prast und seine österreichische Kollegin zum Sightseeing im "landschaftlich sehr schönen Gebiet am Victoriasee".
Bereichernde Erfahrungen. Die Bevölkerung beschreibt Prast als "sehr unbefangen, humorvoll, zufrieden und offen – sie haben uns herzlich aufgenommen, auch wenn wir als Weiße mit unseren Rot-Kreuz-Uniformen auf den Straßen aufgefallen sind". Er freut sich über den guten Effekt der Schulungsmaßnahmen vor Ort, neue Bekanntschaften und die Fülle von Eindrücken, die er mit nach Hause genommen hat. "Nach meiner Rückkehr verspürte ich wieder einmal bewusst die Zufriedenheit und Dankbarkeit für den Luxus, in dem wir hier in Österreich leben", erklärt der Wahl-Salzburger. Empfindungen, die bereits nach der Landung in Wien und auf der Zugfahrt zurück nach Salzburg ("In Tansania gibt es keine öffentlichen Verkehrsmittel wie bei uns") und beim ersten Mal Einkaufen ("der pure Überfluss") auftraten. Auch dass es im Hotel zwar eine Dusche gab, aber nicht immer Wasser verfügbar war, entlockt ihm im Nachhinein ein gelassenes Schmunzeln. Was zählt, sind all die unglaublich bereichernden Erfahrungen, die er in Afrika machen konnte: "Ich kann mir einen weiteren Einsatz zu einem späteren Zeitpunkt und bei einem ähnlichen Projekt gut vorstellen."
Fotos: PMU/Stipic, privat
Erstveröffentlichung: 8/2018