Jung an Jahren, reich an Forschungserfahrung – so könnte man Julia Marschallinger beschreiben. Rund acht Jahre lang war die 34-Jährige als Wissenschafterin am Institut für Molekulare Regenerative Medizin der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität (PMU) in Salzburg tätig und leitete den Forschungsschwerpunkt "Aging und Neurodegenerative Erkrankungen". 18 Publikationen zeugen von ihrer wissenschaftlichen Arbeit, 2015 machte sie mit Forschungsergebnissen zur Gehirnalterung von sich reden, die sogar in der renommierten Fachzeitschrift "Nature Communications" erschienen.
Start in der Histologie. Dabei sei ihre berufliche Orientierung ja eigentlich einem Zufall geschuldet, erzählt Marschallinger. Für die Verfassung der Doktorarbeit ihres Zoologiestudiums an der Naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Salzburg hatte sie ein einjähriges Disserationsstipendium erhalten, musste sich allerdings selbstständig um die weitere Finanzierung kümmern. "Durch Zufall erfuhr ich von einer freien Stelle als technische Assistentin in der Histologie des Instituts für Molekulare Regenerative Medizin. Das Labor von Prof. Ludwig Aigner (mit Julia Marschallinger im Bild unten) war kurz zuvor von Regensburg an die Paracelsus Universität nach Salzburg gezogen." Sie einigte sich mit ihrem neuen Arbeitgeber auf eine 30-Stunden-Woche, um nebenher ihre Disseration abschließen zu können. In den zwei Jahren als technische Assistentin an der PMU stellte die junge Wissenschafterin ihre Doktorarbeit fertig und begann sich für die Neurowissenschaften und das menschliche Gehirn zu interessieren. Und so nahm sie das Angebot von Institutsvorstand Ludwig Aigner für eine Vollzeit-Postdoc-Stelle an seinem Institut gerne an und arbeitete an eigenen Forschungsprojekten zur Gehirnalterung. Bis sie im August 2015 eine einmalige Chance ereilte:
Forschungsstipendium. Julia Marschallinger erhielt das renommierte Hertha-Firnberg-Stipendium des Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF) zugesprochen, in dessen Rahmen hervorragend qualifizierte Wissenschafter für 36 Monate finanziert werden. Mit inbegriffen sind bis zu 12 Monate Forschungsaufenthalt im Ausland. Wohin der Weg führen könnte, wusste die Forscherin zu diesem Zeitpunkt bereits: Sie hatte ein Jahr zuvor Prof. Tony Wyss-Coray, einen bekannten Neurowissenschafter und Spezialisten für Gehirnalterung an der Stanford Universität, bei Elektonenmikroskopie-Auswertungen unterstützt. Durch Vermittlung von Ludwig Aigner, der den gebürtigen Schweizer kannte, wurde der Forschungsaufenthalt im Wyss-Coray Lab rasch fixiert. Wobei zwei weitere Umstände von Vorteil waren, erklärt Marschallinger: "Meine Art zu arbeiten hatte ihm gefallen – und ein nicht unwichtiger Faktor war, dass meine Finanzierung durch das Stipendium gesichert war." Und so zog die gebürtige Oberösterreicherin im August 2015 nach Kalifornien. Aus ihren früheren Elektronenmikroskopie-Untersuchungen heraus übernahm sie in Stanford ein neues Projekt, in dem sie die Unterschiede der Entzündungszellen im jungen und im alten Gehirn und deren Auswirkungen auf die Gehirnalterung untersuchte. Nach Ablauf des Forschungsjahres fragte Prof. Wyss-Coray, ob die Österreicherin ihren Forschungsaufenthalt in seinem Labor verlängern könnte. Und nach Rückfrage beim FWF wurde ihr ein weiteres halbes Jahr wissenschaftliche Arbeit an der Stanford University genehmigt.
Stanford mit Fixanstellung. Der Eindruck und die Lücke, die sie im Wyss-Coray Lab nach ihrer Rückkehr nach Salzburg hinterlassen hatte, dürften nachhaltig gewesen sein: Prompt folgte das Angebot für eine fixe Postdoc-Anstellung in Stanford. Julia Marschallinger schloss ihr aktuelles Projekt (zur Wirkung des Asthmamedikaments Montelukast für die Behandlung altersabhängiger neudegenerativer Erkrankungen) an der Paracelsus Universität noch ab und übersiedelte Anfang Dezember 2017 abermals in die USA. Doch dieses Mal wird es ein Abschied für länger: Der Postdoc-Anstellung bis Oktober 2018 wird eine Stelle als Wissenschafterin mit einem Dreijahres-Arbeitsvisum folgen. "Da fast 3000 Postdoktoranden aus aller Welt in Stanford arbeiten, werde ich bestimmt wieder nette Freundschaften schließen können. Darüber hinaus hat meine Gastfamilie mein altes Zimmer freigehalten", freut sich die Neurowissenschafterin. Zweimal im Jahr möchte sie künftig in ihre alte Heimat reisen, um ihre Familie zu besuchen – und den Familienanhang: "Mein Pferd und meine beiden Kaninchen, die ich sehr vermissen werde".
Fotos: Paracelsus Universität
Erstveröffentlichung in Paracelsus Today 3/2017